Karate

Karate zählt zu den bekanntesten Kampfsportarten unserer Zeit und wird gängig mit ihrem Ursprungsland Japan und einer disziplinierten und hingebungsvollen Lebensweise in Verbindung gebracht.

Anfänge

Karate stammt in seiner ursprünglichen Form jedoch von den Ryukyu-Inseln bzw. dem heutigen Okinawa, einer Inselgruppe südlich von Japan. Okinawa war auf Grund seiner Lage ein wichtiger Anlaufpunkt für Handelsschiffe aus Japan, China, Korea und Vietnam. Dies brachte den Insulanern nicht nur viel Geld sondern auch einen regen kulturellen Austausch ein.

1422 wurde Okinawa, zu jener Zeit noch unabhänig, zum ersten Mal geeint. Zur Unterdrückung von immer wiederkehrenden Aufständen erließ der damalige König Sho Hashi ein Verbot zum Tragen von Waffen, das von seinen Nachfolgern beibehalten wurde. 1609 geriet Okinawa unter die Herrschaft der Satsuma, einem Samurai-Klan. Diese verschärften das Waffenverbot weiter, verboten weitreichend jegliches Klingenwerkzeug und terrorisierten die Bevölkerung mit willkürlichen Angriffen.

Der rege kulturelle Austausch brachte auch Kampfkünste, wie Kong Fu, nach Okinawa. Elemente dieser fremden Art des waffenlosen Kämpfens wurden mit einheimischen Varianten zu “Kara-Te” (wörtlich: Chinesische Hand) weiterentwickelt. Dies hatte große Ähnlichkeit mit dem heutigen “Mixed Martial Arts”.

Parallel entstand mit Kobudo (wörtlich: Alte Kriegskunst) ein Stil, mit unkonventionellen Waffen und Alltagsgegenständen, wie Stäben, Mühlsteingriffen, Dreschflegeln und Rudern, aber auch mit Sicheln und metallenen Dreizacken zu kämpfen. Beides wurde im Geheimen gelehrt und sollte die Willkür der Unterdrücker brechen. Dies war so effektiv, dass Kara-Te ebenfalls unter Strafe gestellt und verboten wurde.

Die Situation auf Okinawa änderte sich mit der Meji-Restauration im Jahre 1875, bei der die Herrschaft der Samurai verboten und Okinawa offiziell an Japan angegliedert wurde. Kara-Te rückte von einer geheimen Kunst ins Licht der Öffentlichkeit und in das Interesse der Japaner. Viele damalige Meister wurden eingeladen auf die „Hauptinseln“ zu kommen, um Karate einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Ungefähr zur selben Zeit wurde der Name der Kampfkunst “Kara-Te” von “Chinesische Hand” in “Leere Hand” geändert bzw. umgedeutet. Das “Do” (Weg, Pfad, Grundsatz, Einstellung) wurde angehängt, um den Gedanken des japanischen Budo bzw. des Wegs des Kriegers zu unterstreichen und um aus der reinen Selbstverteidigung eine Philosophie oder eine Lebenseinstellung zu machen.

Karate wird modern

Einer der nach Japan übersiedelnden Kara-Te Meister war Gichin Funakoshi (1868-1957). Dieser zog zunächst mit seinen besten Schülern durchs Land um Vorführungen zu geben und ließ sich schließlich 1924 in Tokyo nieder. Funakoshis Ziel war es, die Bekanntheit von Karate zu steigern und es neben Judo und Kendo zu etablieren. Dies gelang schlussendlich über den Schulsport, von wo aus Karate auch in Universitäten und in der militärischen Ausbildung Verbreitung gefunden hat. In Anlehnung an Judo systematisierte Funakoshi seine Kampfkunst und führte u.a. den Karate-Gi, das Gürtelsystem mit Schüler- und Meistergraden und seine 20 Leitsätze ein. Karate war damit “japanisiert” worden.

Funakoshi schrieb ebenfalls Gedichte und veröffentlichte unter dem Pseudonym “Shoto” (Pinienrauschen). Dieses Pseudonym sollte schließlich auch zum Namensstifter seiner Stilrichtung werden: Funakoshis Dojo war bei seinen Schülern als “Shoto-kan” bzw. “Haus im Pinienrauschen” bekannt und sein Stil wurde Shotokan-Ryu getauft. Funakoshi gründete ebenfalls die bis heute bestehende Japan Karate Association (JKA).

Karate in Deutschland

In Deutschland wurde Karate durch Jochen Seydel bekannt, der in Bad Homburg vor der Höhe sein erstes Dojo eröffnete. Von dort aus eroberte Karate ganz Deutschland. Der 1961 gegründete Deutsche Karate Bund ging schließlich im Deutschen Karate Verband (DKV) auf. Der DKV ist seit dem der größte deutsche Karate-Verband und betreibt und fördert Karate vom Amateursportler bis zum Olympioniken.

1993 erfolgte ebenfalls die Ausgründung des DJKB durch Hideo Ochi, um seine Visionen rund um Karate verwirklichen zu können.

Shotokan-Karate

Shotokan-Karate ist eine der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Stilrichtungen überhaupt. Sie zeichnet sich durch tiefere Stände sowie kraftvolle und direkte Bewegungen aus. Jeder Angriff kann gleichzeitig auch als Block verwendet werden. Man könnte Shotokan auch als “kantiger” und “direkter” im Vergleich zu anderen Stilen Beschreiben. Funakoshi selbst bestand jedoch darauf nicht zu sehr in verschiedenen Stilen zu denken.

Karate beruht auf drei Säulen: Kihon, Kata und Kumite. Weiterhin lässt sich zwischen der Kampfkunst und Sport- bzw. Wettkampf-Karate unterscheiden.

Kihon

Kihon (“Grundschule”) beinhaltet das Üben einzelner Techniken, aber auch von Kombinationen. Kihon soll die Bewegungsabläufe der Angriffs- und Blocktechniken so lange wiederholen und einschleifen, bis sie ins motorische Gedächtnis übergehen. Auch gestandene Karateka müssen die Grundlagen stets wiederholen und immer frisch halten.

Kata

Kata bedeutet “Form” und ist ein festgelegter Kampf gegen einen oder mehrere vorgestellte Gegner – in etwa mit Schattenboxen zu vergleichen. Eine Kata sieht für das ungeübte Auge aus wie ein Tanz, denn im alten Okinawa sollte das Üben nicht erkannt werden. Für das geschulte Auge werden jedoch Kampfsequenzen einstudiert, aus denen Anwendungen für den “Ernstfall” abgeleitet werden können (Bunkai). Ebenfalls dienen Katas der Stärkung und der Konditionierung des Körpers.

Kumite

Kumite bezeichnet den Freikampf (mit Fäusten) und ist dem Sparring beim Boxen sehr ähnlich. Es geht darum Kampferfahrung zu sammeln, sich jedoch nicht in Gefahr zu begeben. Alle Aktionen werden kontrolliert ausgeführt und der Schlag wird kurz vor der Berührung gestoppt. Manche Techniken, wie Würfe oder Schläge auf empfindliche Körperteile, werden vermieden bzw. sind nicht erlaubt.

Kampfkunst und Wettkampf

Karate als Kampfkunst ist ein Weg zur Selbstkultivierung, zur Stärkung von Körper und Geist und nicht zuletzt Sport. Karate kann in jedem Alter und in jeder körperlichen Verfassung erlernt werden, man ist nie zu alt oder zu jung. Karate bietet natürlich auch einen Weg zur Selbstverteidigung, darf jedoch nicht zum Angriff verwendet werden.

Karate als Wettkampf-Sport beinhaltet v.a. Kumite bzw. Freikampf und Kata. Beim Kumite kommt es auf schnelle und saubere Techniken an, um möglichst viele Punkte zu erzielen und Kämpfe zu gewinnen. Es gibt deutschlandweit Turniere, z.B. den Odenwaldcup, bei denen Karateka aus ganz Europa zusammenkommen.

Kata-Wettkämpfe haben wohl die meiste Ähnlichkeit mit Synchronschwimmen oder Staffeltanz. Hier geht es darum, alleine oder auch im Team, eine vorher einstudierte Kata möglichst fehlerfrei, mit korrekter Atmung und korrektem Timing vorzuführen.

Prüfungsordnung

Wir prüfen nach der Prüfungsordnung des DKV:

Alternativ kann nach den Richtlinien des stiloffenen Karate (SOK) geprüft werden.

Gürtelsystem

Karate verwendet ein Gürtelsystem zur Anzeige des Trainingsfortschritts eines Karateka. Schülergrade heißen Kyu und werden absteigend nummeriert. Meistergrade heißen Dan und werden aufsteigend nummeriert. Beide Ausdrücke bedeuten Stufe oder Rang.

Wir verwenden folgendes Gürtelsystem:

  • 9. Kyu: Weiß
  • 8. Kyu: Gelb
  • 7. Kyu: Orange
  • 6. Kyu: Grün
  • 5. Kyu: Blau
  • 4. Kyu: Blau (je nach Dojo auch Violett)
  • 3. Kyu: Braun
  • 2. Kyu: Braun
  • 1. Kyu: Braun
  • 1. Dan: Schwarz
  • 2. Dan: Schwarz
  • 3. Dan: Schwarz
  • 4. Dan: Schwarz
  • 5. Dan: Schwarz
  • 6. Dan: Schwarz
  • 7. Dan: Schwarz
  • 8. Dan: Schwarz
  • 9. Dan: Schwarz
  • 10. Dan: Schwarz (manchmal auch rot)

Viele kennen dieses System in ihren Grundzügen und reduzieren Karateka oft auf die Farbe ihres Gürtels. Mit steigender Graduierung steigt die Erwartung an die Fähigkeiten, z.B. Roundhouse-Kicks à la Chuck Norris auszuteilen zu können.

Funakoshi selbst hatte sich lange gegen eine Einführung gewehrt. Als er es schließlich tat, sah er wohl mehr die Meilensteine einer persönlichen und lebenslangen Reise. Die Gürtelfarben stehen alle für eine bestimmte Stufe der Reise, vom Tauen des Schnees, über das Aufkeimen des jungen Karateka bis zum Erklimmen eines steilen Bergs zu geistiger Reife. Roundhouse-Kicks (jap. Mawashi Geri) gehören dazu, jedoch auch die Hingabe und die Disziplin immer wieder ins Training zu kommen.

Wir bilden in Karate ab 5 Jahren aus. Schauen Sie bei Interesse gerne vorbei!